Wir sind uns sicher einig: Gesundheit darf keine Ware sein. Und trotzdem müssen Krankenhäuser und Pflegeheime wie Unternehmen wirtschaften. Die medizinische Versorgung und die Pflege werden also auf Gewinne ausgerichtet. Viele Entwicklungen der letzten Jahre haben immer nur darauf abgezielt, das Gesundheitssystem effizienter zu machen, ohne dabei auf die Menschen in diesem System zu achten. So zum Beispiel das Fallpauschalensystem: Aus Alter, Geschlecht und Schwere des Befundes wird für eine medizinische Leistung ein pauschaler Betrag berechnet. Dieser Betrag entspricht aber in vielen Fällen nicht dem tatsächlichen Aufwand. Und so beginnt die Zahlenschieberei. Das bekommen die Patient:innen und das Pflegepersonal zu allererst zu spüren. Die Pflegekräfte geben alles, viele arbeiten seit Jahren am absoluten Limit. Für den zwischenmenschlichen Kontakt bleibt in der Pflege kaum Zeit. Die meisten von ihnen sind froh, wenn sie die medizinische Versorgung gerade so gestemmt bekommen.
Patient:innen sind keine Ware. Wer sein Leben lang gearbeitet oder Kinder großgezogen hat, verdient Anerkennung und Respekt. Pflegebedürftigkeit darf nicht zum Armutsrisiko für einen selbst oder die Kinder werden. Daher müssen langfristig sämtliche Pflegeleistungen von den Pflegeversicherungen bezahlt werden.
Die Pandemie hat gezeigt, wie verwundbar unser Gesundheitssystem ist. Wie schnell es an seine Grenzen gelangt. Wie gefährlich es werden kann, wenn Gesundheit als Ware begriffen wird. Wenn eine Einrichtung Gewinne erzielen muss und die Personaldecke immer dünner wird, weil Pflegende bis zum Umfallen belastet werden.
Wir wissen längst, dass kleine Reparaturen nicht ausreichen. Wir müssen die Probleme bei der Wurzel packen: Massive Investitionen in unsere Krankenhäuser und Pflegeheime sind nötig. Bessere Bezahlung, fairere Bedingungen und bessere Arbeitszeiten für das Pflegepersonal sind das Mindeste! Fallpauschalen, die Patient*innen zu Waren machen, müssen abgeschafft werden.
In Nordrhein-Westfalen werden aktuell 965.000 Menschen gepflegt. Drei Viertel von ihnen erhalten liebevolle Pflege durch ihre Angehörigen Zuhause. Eine Leistung der Angehörigen, die unseren Respekt verdient, die sie aber nicht überfordern darf. Wir wissen, dass der Bedarf an Pflege in den kommenden Jahren wegen der Alterung unserer Gesellschaft weiter ansteigen wird. Wir wissen auch, dass es der Wunsch der meisten Menschen ist, im eigenen Zuhause möglichst lange leben zu können. Damit das möglich ist, stellen wir jetzt die Weichen:
Unser Ziel ist es, die pflegenden Angehörigen zu entlasten. Dazu wollen wir umfassende und ganzheitliche Beratungsangebote schaffen. In Pflegekompetenzzentren wollen wir alles Wissen über gesundheitliche Leistungen, finanzielle mögliche Leistungen und Pflegeangebote bündeln. Betroffene und Angehörige sollen hier bestmöglich beraten werden.